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Druckkunst 2.0Es hat einen besonderen Reiz, ausgerechnet in einem Museum über die Zukunft der Druckkunstzu diskutieren. Genau darum ging es dieses Jahr beim Leipziger Typotag am 8. Mai 2010. Zunächst drehte sich alles um die Gestaltung von Schrift. Veronika Elsner zeichnete den Weg vom Blei zum Bit nach, bis hin zu Bildschirmschriften und Webfonts, inklusive Cloud Computing, Quick Responseetc. Jede neue Technik stellt neue Anforderungen an das Typedesign. Für den heutigen Bedarf zu arbeiten,bedeutet vor allem, Zeichensätze und Schriftfamilien zu erweitern. Die 1937 mit sieben Schnitten erschieneneund nun von Elsner+Flake im Auftrag des Museums digitalisierte Kristall Grotesk umfasst aktuell – unter demNamen Kristall Grotesk Now – mehr als 20 Schnitte von Ultra Light bis Bold, in Regular und Condensed. Der Leipziger Schriftgestalter Erhard Kaiser ist bekennender Liebhaber ausgefeilten Werksatzschriften-Designs mit allen nur erdenklichen Raffinessen. Grundsatz: »Das Transportmittel Schrift darf beim Lesen nichtruckeln.« Anhand der Kis Antiqua Now, die er im Austausch mit ihrer Schöpferin Hildegard Korger überarbeitethat, zeigte er, was alles möglich ist: sechs Schnitte gibt es, drei Arten von Ziffern, ein Lang-s plus entsprechendeLigaturen, Schwungbuchstaben und vieles mehr. Ins Unermessliche steigt der Zeichenbestand dann beiden Global Fonts, wie Kaiser an der Nimbus Sans Global vorführte, mit 45.000 Zeichen für den weltweiten Einsatzinklusive Asien. Das digitale Zeitalter bringt Bereicherung, ja Überfluss. Dass derzeit auch die Rückbesinnung zu einer neuen Materialität und Authentizität zu verzeichnen ist, belegte Robert Klanten, Geschäftsführer des innovativen Berliner Gestalten Verlages. Sehr kreativ spielen Nina Schütte und Jörg Petri von der Edition Kopfnote mit analogen und digitalen Techniken. In ihrem Buchprojekt Digilog haben sie zentrale Dialoge aus zwölf Kinofilmen in Szene gesetzt und dabei neben Computer und Laserdrucker auch Handsatz, Linolschnitt und eine Korrex genutzt. Einen Einblick in die Geschichte und die Gestaltung von Wertpapieren bot mit vielen wunderbaren Beispielen Marc Mittelstaedt von Giesecke & Devrient, wobei die letzten Geheimnisse des Sicherheitsdrucks natürlich nicht gelüftet wurden. In die Mysterien des unübertrefflichen Lichtdruckverfahrens führte Wolfgang Schubert die Tagungsteilnehmer ein. Wie mittels Gelatine und Runzelkorn Reproduktionen entstehen, die vom Original fast nicht zu unterscheiden sind, erläuterte er anschaulich. Nicht vergessen sei bei alledem das Streitgespräch »Schrift versus Bild« zwischen dem Typografen Prof. Jay Rutherford und Prof. Dr. Frank Hartmann; dominiert vom eloquenten Wiener Medienphilosophen bot es viele bedenkenswerte Anregungen. Silvia Werfel, Redakteurin Deutscher Drucker siehe auch: „Vom Dialog zum Digilog“ - Artikel über die Typotage von Silvia Werfel, Deutscher Drucker Ausgabe des PUNKT 11 Bericht über die 16. Leipziger Typotage, Slanted |
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Rückblick auf die 16. Leipziger Typotage am 8. Mai 2010, Druckkunst 2.0
Gedruckt: Samstag, 18. Mai 2024, 07:48 Uhr